Von André Schaefer
Aachen. Es ist nicht unbedingt so, dass Maaged Mazyek ungern Supermärkte betritt. Eigentlich geht Mazyek sogar sehr gerne einkaufen, er mag die „positive Atmosphäre dort“, wie er sagt. Doch es gibt da diesen Aspekt, der ihn ziemlich stört: Er mag es nicht, wenn er sich in einem unbekannten Geschäft erst minutenlang zurechtfinden muss. „Jeder Supermarkt sieht anders aus und hat eine andere Struktur“, sagt er. Wer also nicht gleich weiß, wo er das Salz und anschließend das Olivenöl findet, der kann schon mal eine ganze Weile zwischen den Regalen umherirren, eher er schließlich zum Bezahlen an der Kasse steht.
Nun ist der 31-jährige Unternehmer kein Mensch, der Probleme einfach so vor sich her schiebt – im Gegenteil: Der gebürtige Aachener packt gerne Sachen an, denkt neu und hat großen Spaß daran, Lösungen zu entwickeln. Eine dieser Lösungen heißt inways und ist eine Navigations- App für Gebäude. Und wenn Mazyek von seiner App spricht, dann schaltet er gerne sein Smartphone ein, reicht es dem neugierigen Zuhörer und sagt Sätze wie: „Probieren Sie es einfach mal“, oder „Mal sehen, wie Sie das finden.“
Drei Jahre Bearbeitungszeit
Am 23. und 24. September wird Maaged Mazyek sein Smartphone vermutlich vielen Menschen in die Hand legen und sie auffordern, seine Geschäftsidee einmal in der Praxis zu testen. Denn der Gründer und Geschäftsführer von Inways ist einer der Protagonisten, die im Rahmen der Aktionstage „Aachen 2025“ zum Themenpark „Einkaufen“ gehören. Wie sieht unser Einkaufserlebnis also in Zukunft aus? Wie verändert sich der Einzelhandel und was bedeutet das für den Konsumenten? Es sind interessante Fragen, die im Raum stehen – und einige Antworten darauf könnte Mazyek geben.
Im vergangenen Jahr, irgendwann im Frühling, war für den 31-Jährigen der Tag gekommen, an dem es ernst wurde: Seine Idee kam erstmals nach drei Jahren Bearbeitungszeit in der Praxis zum Einsatz – zumindest auf seinem persönlichen Smartphone. Für das Aachener Marienhospital entwarf Mazyek eine Testversion seiner App. Vor dem Betreten des Krankenhauses gab er also eine beliebige Zimmernummer ein, wartete ein paar Sekunden, und wurde punktgenau durch das Gebäude zum Zielort gelotst. Die Freude darüber, dass es funktionierte, war groß, sehr groß sogar. Heute, gut ein Jahr später, sagt Mazyek über das Prinzip seiner App gerne diesen Satz: „Die Idee ist trivial, die Umsetzung nicht.“
Komplexer als ein Krankenhaus
Alles andere als trivial war es jedenfalls, die App erstmals in einem Supermarkt testen zu können. Andreas Hatlé, der Besitzer des gleichnamigen Edeka-Marktes in der Aachener Schillerstraße, musste nicht zweimal gefragt werden, ob seine Filiale als Testwiese fungieren dürfe. „Ich sehe da einen großen Nutzen für den Kunden“, sagt Hatlé. Was Mazyek sah, war vor allem viel Arbeit, er sagt: „So ein Supermarkt ist mit seinen tausenden verschiedenen Produkten viel komplexer als ein Krankenhaus.“
Und so ging Mazyek mit seinem Team, das inzwischen aus sieben Mitarbeitern besteht, die Herausforderung an: Sie installierten an der Decke des Supermarktes Dutzende von Modulen, die ein bisschen so aussehen wie kleine Rauchmelder. Zeitgleich nahmen sie jedes einzelne Produkt mit seinem exakten Standort digital auf – schließlich soll der Kunde, wenn er beispielsweise die Cola sucht, nicht nur in die Getränkeabteilung navigiert werden, sondern direkt zur gesuchten Marke. „Fakt ist, dass man mit der App Zeit spart“, sagt Mazyek. Denn: Seine Technik ermöglicht es, eine Einkaufsliste gemütlich einzugeben, ehe die App dem Kunden anschließend beim Betreten des Gebäudes den sinnvollsten und schnellsten Weg ausrechnet, alle gewünschten Artikel auf dem Weg zur Kasse an- zusteuern.
Seit einigen Tagen ist inways sowohl für Android als auch für Apple verfügbar. Neben dem Edeka-Markt und dem Marienhospital funktioniert sie auch im Baugeschäft Mobau Baustoffe Aachen. Doch Mazyek wäre nicht Mazyek, wenn er nicht schon an die nächsten Projekte denken würde: Er wolle die App zunächst auf dem Markt etablieren, sagt er. Doch auch in anderen Großgebäuden sieht er für seine Geschäftsidee eine Chance. „Ich denke da an Verwaltungsgebäude oder Flughäfen“, sagt er. Er ist – und das wird er den Besuchern des Themenparks am besagten Edeka-Markt im Rahmen des Veranstaltungswochenendes verdeutlichen – überzeugt von seiner Idee. „Wir leben in einer digitalen und technologisierten Welt, aber sobald wir ein Gebäude betreten, funktioniert kein GPS mehr. Dann befinden wir uns in der Steinzeit“, sagt er. „inways beendet diese Steinzeit in einem Gebäude.“